„Bauunternehmen werden die Krise verzögert zu spüren bekommen“

Seit über 30 Jahren ist Rainer Lindt mit seinem Abbruchunternehmen ABC Lindt tätig. Abbruch, Demontage, Entkernung oder Kanalbau – das Leistungsspektrum ist breit, und trotz aktueller Krise kann sich das Unter-nehmen nicht über mangelnde Aufträge beklagen. „Die Auftragseingänge waren 2020 gut. Wir waren nicht so sehr vom Arbeitsstopp betroffen wie manch anderes Unternehmen. Die Arbeiten auf unseren Baustellen können wir momentan durchführen. Kurzarbeit war für uns bisher kein Thema. Die kleineren Einschränkungen durch die Corona-Auflagen, also die Vorgaben zu den Hygienemaßnahmen, konnten wir auch problemlos umsetzen“, berichtet Rainer Lindt. Insgesamt verzeichnet die Baubranche trotz der Coronakrise große Gewinne. Zumindest im letzten Jahr.
Sowohl Erste Kreisbeigeordnete Becker-Bösch als auch Bürgermeister Eike See betrachten die Situation für die Baubranche für das aktuelle Jahr nicht so optimistisch. „Für 2021 und auch 2022 müssen wir mit einer Stagnation in diesem Bereich rechnen. Die Aufträge im gewerblichen Bau werden sicherlich im aktuellen Jahr zurückgehen, da viele Unternehmen wegen der Corona-Krise mit dem Bau oder Umbau ihrer Bürogebäude zögern werden. Das wird sich aber erst in ein paar Monaten in den Betrieben niederschlagen. Die Menschen halten sich momentan mit Neuinvestitionen zurück. Das werden wir als Kommune auch deutlich zu spüren bekommen“, sagt Eike See.
„Die Zahlen zeigen bereits jetzt, dass während größere Bauunternehmen wie ABC Lindt noch gut aus dem letzten Jahr herausgekommen sind, unsere kleinen Handwerksbetriebe schon länger um ihre Existenz kämpfen“, schätzt Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch dabei die Lage ein. Vor allem mit Materialengpässen sei zu rechnen. „Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien werden zu einem ernstzunehmenden Problem für die Unternehmen und das, je länger der Lockdown dauert. Unsere Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen sind tragendes Gerüst unserer Wirtschaft. Wenn sie wegbrechen, dann fehlt der Unterbau unseres Mittelstandes.“ „In solch anspruchsvollen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass sich die Unternehmen in der Wetterau auf die Politik vor Ort und auch im Kreis verlassen können. Hierzu ist gerade jetzt ein enger Austausch wichtig, um stets zu wissen, wo in welcher Branche genau die Herausforderungen liegen,“ so See und Becker-Bösch abschließend.